Was aussieht wie Abfall, waren einmal Originale meiner Texte. Viele meiner Texte schreibe ich zunächst per Hand mit Füller oder Bleistift auf Papier. Erst anschließend tippe ich sie ab. Dabei übernehme ich sie meist ohne Änderungen. Das Schreiben mit der Hand ist für mich etwas Besonderes. Es ist ein langsameres Schreiben. Tempo und Verwertbarkeit spielen dabei keine Rolle. Dafür konzentriere ich mich auf die Schrift selbst. Jahrzehntelang habe ich sie immer weiter verlernt, bis mir der Verlust aufgefallen war, den es bedeutete. Eine eigene Handschrift nicht mehr lesen zu können, kam mir seltsam vor, schließlich kam sie doch von mir. Ich hatte das Gefühl, dass da eine Verbindung unterbrochen war.
Seit Jahren schreibe ich wieder viel mit der Hand. Einerseits ist sie lesbar geworden, andererseits sogar richtig gut – wenn ich mich besonders anstrenge.
Das ist ein nennenswerter Fortschritt, den ich nie erlangt hätte, wenn ich wie all die Jahre zuvor ausschließlich auf der Tastatur geschrieben hätte.
Schrift im Allgemeinen und Handschrift im Besonderen ist vor allem eine Kulturtechnik – in einer Welt voller Technik ist die Gewichtung auf Kultur allein schon ein Wert an sich, den ich pflegen möchte.
Aber das Schreiben per Hand hat für mich noch eine andere Dimension, die sich im geschriebenen Text selbst zeigt:
Ich schreibe anders. Beim Tippen bin ich automatisch schneller mit Gedanken; und bereits schon im nächsten, während ich den vorherigen noch tippe.
Wenn ich mit einem Stift in der Hand über einem Blatt Papier am Schreibtisch sitze, arbeite ich insgesamt langsamer. Das ist eine gute Eigenschaft, wie ich finde. Ich gehe so weit zu sagen, dass sich meine Texte unterscheiden, wenn ich sie per Hand und auf der Tastatur geschrieben habe.
Das Handschreiben ist ein ganz besonderer Fokus. Es gibt besondere Themen, die ich in einer besonderen Stimmung nur mit der Hand schreiben möchte. Es fühlt sich anders an, es ist anders, es kommt manchmal etwas anderes dabei heraus. Das ist gut so.
Dass ich die handgeschriebenen Originale nicht aufbewahre, tut der Sache keinen Abbruch.
Die Verbindung vom Schreiben und dem Geschriebenen bleibt erhalten. Und darauf kommt es an.