Wann ist eine Veröffentlichung eine »echte« Veröffentlichung? Diese Frage ist für Schreibende wie mich relevant. Wir, die wir schreiben, schreiben zwar in erster Linie, um zu schreiben – wir tun es für uns, wir tun es wegen uns – aber Publikum wäre dennoch schön.
Da der Weg in Verlage oder Literaturzeitschriften steinig, langwierig und aus verständlichen Gründen auch oft unmöglich sein mag, bieten sich Plattformen an. Nach dem Motto: Account erstellen, einloggen, publizieren, Leserinnen und Leser finden.
Klingt einfach, verlockend und erfolgversprechend.
Aber ich will dennoch keine Plattform nutzen, sondern meinen eigenen Blog als Plattform verwenden. So sind Erzählungen wie Sag mir, wer du bist, Im Schweigen oder Das Ähm im M.’s Garten in der Nähe von Emsdetten sowie sogar mein kompletter Roman Der Wind von Irgendwo in meinem Blog Das hat verschiedene Gründe:
1. Ich kann enorm schnell veröffentlichen
Bei mir ist es WordPress-Blog, damit kenne ich mich aus. Da es mein eigener Blog ist, überlege ich gar nicht allzu lange, sondern konzentriere mich auf das, was ich tun will: Veröffentlichen – ich stelle online, was, wann und wie ich es möchte. Ich entscheide mich für ein Format selbst, eine Struktur, einen Termin.
Bloggen mag manchen nicht gut genug sein, um als »veröffentlicht« zu gelten – dabei sehe ich viele Aspekte des »richtigen« Veröffentlichens eher als Ballast. Ich erziele schnell Ergebnisse, indem ich einfach selbst veröffentliche, was, wann und wie ich es möchte.
Absolut großartig ist es für mich, gerade bei Kurzgeschichten und Erzählungen auf eine ganze Reihe von Texten zurückgreifen zu können, von denen viele bislang auch in Anthologien veröffentlich worden sind – aber ganz ehrlich: Auf meinem Blog erreiche mehr Leserinnen und Leser, denn er hat eine größere Reichweite als manche Plattformen, denn nur weil etwas auf einer Plattform veröffentlicht ist, heißt das nicht, dass die eigenen Texte auch gelesen werden. Wer in einem Genre schreibt, das untypisch für die Plattformen ist, kann unter Umständen mit einer Veröffentlichung dort wenig bis nichts erreichen, wenn die dort vernetzte Leserschaft solche Texte nunmal gar nicht mag. Da fühle ich mich auf meinem eigenen Blog wohler.
2. Die Freiheit, alle Inhalte unter einem Dach zu haben
Nein, ich habe weder vor Verlagen, noch vor Literaturzeitschriften kapituliert. Nein, ich habe mich nicht aufgrund einer oder mehrerer Absagen beleidigt zurückgezogen. Nein, ich reagiere mit meinem Vorgehen nicht auf »etwas«.
Im Gegenteil:
Es geht mir um nichts anderes als meine persönlich Freiheit in allem, was ich tue. Wenn man das eigene Schreiben als »etwas Eigenes« betrachten kann und will, geht es in erster Linie einmal nur darum: Das Eigene. Und das hat zwei Dimensionen:
Denn ich möchte nicht nur meine Geschichten veröffentlichen, sondern diese auch bei Bedarf mit zusätzlichen Inhalten anreichern wie begleitende Making-ofs, Hintergrundartikel und Blick in die Schreibstube, hätte ich diese gerne auf der gleichen Plattform wie die Geschichten selbst.
Geschichten wie Artikel sollen parallel laufen und untereinander verlinkt sein. Ein Plattformwechsel bringt aus meiner Sicht lediglich Unvollständigkeit.
Ich möchte dies unter meinem eigenen Namen auf meinem eigenen Blog tun, der meinen Namen trägt, um so authentisch und persönlich wie möglich zu bleiben – was mir besser möglich ist, wenn ich alle Texte, Artikel und Bilder in meiner eigenen Blog-Plattform anbiete und verwalte.
Außerdem habe ich damit selbst in der Hand, mit welcher Art von Dateien ich meine Artikel und fiktionalen Texte anreichere, wie diese aussehen und welche Form sie haben. Diese Freiheit habe ich auf Plattformen nicht in diesem Maße, sondern muss mich an alle möglichen Regeln und Vorgaben halten, die nicht ich mache, sondern andere. Das ist nicht in meinem Sinne.
3. Kontrolle über meine Dateien
Ich möchte selbst entscheiden, wem ich meine Texte anvertraue. Denn ich verstehe meine Texte nicht als »Content«, weder meine Artikel, und schon gar nicht mit meinen schriftstellerischen Texte.
Da ich von Texten spreche, die mir wichtig sind, ist es mir auch wichtig, wo ich sie platziere – und damit meine ich die Server und die Rechte, die ich habe bzw. abgebe.
Ganz klar: Die Server für meinen Blog werden in Deutschland betrieben und unterliegen den europäischen Datenschutzrichtlinien. Das war es dann auch schon.
Sie gehören mir, weil ich den digitalen Ort verwalte, an dem ich sie speichere.
Bei Plattformen ist das anders. Da wandern meine Texte auf Server, über die ich keine Kontrolle habe und unterliegen vielleicht Bestimmungen, die ich nicht möchte – und mit denen ich mich erst einmal befassen muss. Für mich ein Unding: Der Cloud Act, mit dem die USA automatisch Zugriff auf meine Daten haben, sobald ich meinen Blog etc. bei einem amerikanischen Unternehmen hoste – dabei spielt es keine Rolle, ob ich bei »der deutschen Tochter« eines US-Unternehmens bin.
Ich finde das als Gängelung und sogar persönliche Frechheit. Natürlich kann jeder selbst für sich entscheiden, dass es keine Rolle spiele, da man »nichts zu verbergen hat«. Da schlägt in mir das europäische Revoluzzer-Herz in mir, das eine Allergie gegen diese untergeschobenen »Selbstverständlichkeiten« hat.
Und ich möchte mich auch nicht erst mühsam durch endlose Bestimmungen von Plattformen lesen, um zu erfahren, wer da was mit meinen Daten machen kann – so ist es ja zudem möglich, dass Plattformen Inhalte sperren können, weil man gegen ihre Richtlinien verstößt. Da sträubt sich in mir alles.
4. Monitoring meines eigenen Handelns
Alles, was in meinem eigenen Blog passiert und angeboten wird, kann ich gut monitoren und aufeinander abstimmen. Es stimm natürlich, dass ich auch Inhalte auf anderen Plattformen monitoren kann, allerdings bin ich da auch limitiert. In meinem eigenen Blog unter meiner eigenen Domain profitiere ich selbst am meisten von meinen Artikel, Stories und Kapiteln – nun mag man völlig zu Recht einwenden, dass ein Text von mir auf einer gut gerankten Plattform eine größere Reichweite erzielen könnte, als lediglich als Post in meinem Blog.
Völlig richtig.
Allerdings ist es fraglich, ob diese Reichweite sich auch nennenswert in größerer Leserschaft niederschlägt. Aber das zu beobachten und selbst in der Hand zu haben, ist reizvoll.
Es gibt noch andere Punkte, die ich anführen möchte, spare mir die aber für einen eigenen Artikel auf, auch, um diesen nicht allzu lang werden zu lassen.