SF

Meine Story Seine große Liebe in SF-Anthologie Wasserstoffbrennen

Mit meiner SF-Story Seine große Liebe bin ich in der aktuellen Anthologie mit deutschsprachigen Science-Fiction-Stories Wasserstoffbrennen aus dem Amrûn Verlag vertreten – diese ist pünktlich zum diesjährigen BuCon 2018 erschienen, wo ich gemeinsam mit Jacqueline Montemurri und Klaus N. Frick einige Exemplare signiert habe; eine neue Erfahrung für mich, muss ich gestehen.

Meine SF-Story Seine große Liebe erzählt die tragische Geschichte zweier Cyborgs auf dem Mond, die sich die Frage stellen, ob sie in ihrer neuen Existenz mit neuen, metallenen Körpern ihre Liebe zueinander fortführen können, die sie als Mensch miteinander verband. 

Kürzlich verriet mir meine Mutter, dass diese Geschichte eine Freundin zu Tränen gerührt haben soll … – eine derartige Rückmeldung habe ich bislang von noch keiner meiner Geschichten erhalten.

Ich freue mich sehr, mit von der Partie zu sein, und ich bin der Ansicht, Wasserstoffbrennen ist wirklich ein rundes, unterhaltsames Buch mit so unterschiedlichen wie lesenswerten Texten geworden. 

Mit dabei sind zudem die Autoren Uwe Post. Matthias Falke, Stefanie Bender, Nadine Boos, Tobias Bachmann, und Achim Mehnert.

Wasserstoffbrennen ist Band 1 der Reihe Nukleosynthese und wird 2019 mit Heliumbrennen fortgesetzt – dort kann man dann meine harte SF-Novelle Mit der Kraft des Hasses lesen.

Matthias Falke im Interview in Kochs Kultur-Küche

Über 70 Bücher. Science-Fiction-Romane, Tagebücher, Bücher zur Musik. Preisträger des Deutschen Science Fiction Preises: Matthias Falke ist ein Tausendsassa und ein unermüdlicher Schriftsteller.
Vor kurzem hatte ich den sympathischen Autor aus Karlsruhe bei mir Kochs Kultur-Küche zu Gast. Gemeinsam plauderten wir über sein Schreiben, seine Bücher und seine Pläne. Darin erzählt er über seine Liebe zur Science Fiction, verrät, ob er mehr Fan von Star Trek oder Star Wars ist – und natürlich nicht zuletzt über seine diversen Buchprojekte wie beispielsweise seine große SF-Reihe Enthymesis.
Wir sprechen auch über seine besondere Beziehung zur klassischen Musik wie zum Theater – denn auch hier hat Falke einiges zu bieten.
Für Boa Esperanca erhielt er den Deutschen Sience Fiction Preis 2010 für die beste Erzählung des Jahres – nominiert wurde er zudem für den Kurt Laßwitz Preis.
Seine Bücher erscheinen im Wurdack-Verlag, Begedia Verlag, Atlantis Verlag, Amrûn Verlag und weiteren – sie sind als Buch und eBook erhältlich.

Matthias Falke lebt als freier Schriftsteller in Karlsruhe und ist auch häufig auf Buchmessen anzutreffen.

Jurassic World und das digitale Kino

Als vor 22 Jahren die Dinosaurier erstmals realistisch auf der Kinoleinwand zu sehen waren, sprach jeder von Steven Spielbergs Meisterwerk Jurassic Park. Heute sieht zwar scheinbar jeder Jurassic World, mit dem die Reihe nun nach vielen Jahren recht solide weitererzählt wird – doch ich vermisse etwas.

Ja, wir staunten alle mit offenen Mündern im Kino, damals 1993. Da war von Spielbergs neuem Film schon weit im Vorfeld die Rede, weil man von einer digitalen Innovation sprach, die Effekte erschaffen sollten, wie man sie bis dato noch nicht gesehen hatte. Schon zwei Jahre zuvor hatten wir mit Terminator 2 eine Trickeffekt-Fahrt gesehen, die gar kühnste Vorstellungskraft sprengte – wenn nun ausgerechnet Spielberg einen nie gekannten Realismus von Effekten ankündigte, konnte man gespannt sein. Und das waren wir. Auch, weil die Romanvorlage seit Jahren ein Bestseller war und die Frage kursierte: „Wie wollen die das denn bloß verfilmen?“ Trotz aller Hoffnungen, Spielberg werde es schon hinbekommen, gab es da auch die Zweifel in das, was Kino und Effekte abbilden können, zumindest glaubhaft.

Als wir dann im Kino saßen, war das unbeschreiblich. Wir sahen, was wir noch nie zuvor gesehen hatten. Wir sahen auch, was wir uns nie zuvor vorstellen konnten, jemals zu sehen – eine Überwältigung, die ihre Spuren in der Kinogeschichte hinterlassen hat.

Als Technik die Erzählung sprengte

In den 90er-Jahren war das noch aufregend: Da sahen wir plötzlich ganz neue Dinge – und damit auch neue Erzählungen. Geschichten emanzipierten sich dank neuer Tricktechnik, die alles zeigen konnte, aus dem Korsett des Darstellbaren. Nun konnte man Geschichten erzählen, die man vorher nie hatte erzählen können. Denken wir an Twister, Independance Day, Titanic, und nicht zu vergessen Anfang des Jahrtausends die Herr-der-Ringe-Trilogie. Die Technik vollbrachte mit dem Wunder neuer Bilder auch das Wunder neuer Erzählungen. Das war großartig.

Die digitale Ermüdung heute

Inzwischen ist all das abgenutzt. Es gibt einfach nichts mehr, was wir nicht schon gesehen haben, digitale Tricktechnik macht’s möglich.

Wie viel Rechnerleistung in Spider-Man-Filmen steckt oder im Hobbit, ist nur noch eine technische Angabe, die keinerlei Anteil mehr an neuen Geschichten trägt. Vielmehr gehen in erstaunlich vielen Filmen erstaunlich viele Städte unter, möglichst viele Trümmer und immer noch mehr Trümmer. Transformers 3, Transformers 4, Avengers 2, Man of Steel: Hier müssen es gleich ganze Städte sein, die untergehen. Abgesehen davon, dass es zwar grafisch hochaufgelöst ist, haben diese unzähligen, überteuren Effektorgien noch immer eben die Künstlichkeit, die Distanz bringen zwischen dem Zuschauer und der Erzählung. Wir wissen nicht nur, dass von all dem kaum etwas echt ist – wir sehen es auch immer noch.

In Katastrophenfilmen der 70er-Jahre gab es Story und Dramaturgie. Der Terror einer Katastrophe war spürbar.

Und heute? Da fliegen und krachen die Pixel. Hochaufgelöst, quietschbunt. Wie bereits in dem Film davor. Und dem davor. Und dem davor. Neues bietet sich uns nichts mehr, nicht einmal mehr eine technische Innovation. Im Gegenteil: Ich werde das Gefühl nicht los, dass mit der Einführung von 3D 2009 nun alles verschossen wurde.

Es ermüdet nunmehr, dass es keine neuen maßgeblichen Bildtechniken und auch Erzählformen mehr entstehen, sondern wir in einer Endloschleife des Ewiggleichen und Schonlängstgesehenen gefangen sind.

Alles digital, schon hundertmal gesehen

Die unsägliche Trümmerflut der überzüchteten Hollywood-Blockbuster-Maschine ist nur noch langweilig und meist narrativ dumm. Nicht einmal mehr noch größer können die Schlachten und Final-Spektakel mehr sein. Transformers 3 gipfelte schon vor Jahren in einer über 45-minüten Trümmerorgie, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat. Zack Snyders augeblasener Man of Steel ließ die übertriebenste Finalschlacht aller Zeiten auf uns Zuschauer los. Der 3. Teil der Hobbit-Trilogie artete in grobmotorisches, grauenhaft schlecht erzähltes Getümmel ohne Story, Spannung, Sinn und Seele aus – und selbst die so gelungenen Avengers gaben uns im 2. Teil nicht viel mehr als schon tausendfach abgenudeltes, ausgeleiertes, kurz: Höchst langweiliges, uninspiriertes Gekloppe.

Das Staunen und das Ansehen

Das bringt mich zurück zu Jurassic World.

Ich sitze da, ich war 1993 von Jurassic Park überwältigt wie alle. Ja, wir hatten so etwas noch nicht gesehen.

Bei Jurassic World ist das nicht so. Wir werden ganz sicher alles schon einmal irgendwie irgendwo schon mal gesehen haben. Und richtig: Wo Jurassic Park 1993 Überwältungskino de luxe war, ist Jurassic World 2015 nichts weiter als einfache Unterhaltung.

Jurassic Park brachte uns 1993 das Staunen.

Jurassic World bringt uns 2015 einfach nur bessere digitale Dinos als damals.

Jurassic Park startete vor 22 Jahren in einer Zeit, da die Filme in den USA im Sommer anliefen und im Rest der Welt im Herbst. Filme hatten Wochen, teilweise gar Monate Zeit, einen Hype zu entwickeln, der dann nach und nach mit Verzögerung die anderen Länder erreichte.

Von Jurassic Park las ich im Sommer 1993 in der Tageszeitung die Headline „Die Dinos brechen alle Rekorde“. Da wusste man, Spielberg hat es geschafft. Und wir würden wirklich etwas zu sehen bekommen, das man so noch nicht gesehen hatte.

Heute starten die Filme weltweit nahezu zeitgleich. So kam Jurassic World ganz anders als sein großes Vorbild einfach in die Kinos. Was einst ein Werk war, ist heute Produkt, das zur Vermeidung der illegalen Raubkopien im Netz möglichst breit startet, damit die Einnahmen maximiert werden können.

Der vermisste Moment

Nun saß ich in Jurassic World und er gefiel mir. Aber wenn ich ehrlich bin, liegt das auch zum großen Teil daran, dass er die Geschichte von vor 22 Jahren geschickt aufgreift, weitererzählt und damit in seine eigene Erzählung integriert. Da man mich in Jurassic World immer wieder an Jurassic Park erinnert, erinnere ich mich auch an die Wirkung des Originals vor 22 Jahren – die letztlich auf den neuen Film abfärbt.

Natürlich ist das richtig, notwendig, vernünftig und überdies geschickt gemacht. Aber wären die Dinos heute genauso erfolgreich wie ohne das Original?

Spielbergs Film ist Legende. Alles danach profitiert von ihr.

1992 saß ich im Kino die Auflösung der Grenze zwischen Realität und Spezialeffekt. Heute im hochauflösenden Zeitalter sind neben den Gewöhnungseffekten die Tricks oft nicht überzeugend genug, um nicht künstlich zu wirken.

Deshalb: Ja, ich vermisse etwas. Das Besondere. Das Einzigartige. Den Kinomoment, der prägt und den ich mitnehme. Bilder, die ich nie vergesse, wie ich auch ihre Wirkung auf mich nie vergesse.

Man kann es auch Magie nennen. Das ist den meisten Filmschaffenden in der Blockbuster-Industrie (die sich übrigens markant von der übrigen Filmindustrie unterscheidet) inzwischen ein Fremdwort. Ob nun unfähige Regisseure, schlechte Drehbücher, omnipotente Produzenten, gegen die sich Kreative nicht durchsetzen können: Sie arbeiten nur noch selten an Geschichten, die Tricktechnik erfordert – Cameron ist so einer – sondern an Produkten und im schlimmsten Fall an Franchises.

Nein. Das macht mir keinen Spaß.

Taylor und ich: Textbasiertes SF-Spiel als App Lifeline begeistert

Taylor wartet auf mich. Er ist irgendwo auf einem fremden Mond mit einem Raumschiff abgestürzt, seine Kameraden sind tot, und er irrt als einziger Überlebender umher. Versucht zu überleben, seine Umgebung zu erkunden und wieder zur Erde zurückzukehren. Dabei ist er nur Student – denkbar schlechte Voraussetzungen also, ganz allein in dieser Situation am Leben zu bleiben.

Der einzige, mit dem er Kontakt hat, bin ich – ich bin der Einzige, den seine Hilferufe erreichten und der ihm antwortet. Nun bin ich sein einziger Kamerad und Freund.

Taylor schickt mir nichts weiter als reine Textnachrichten, ich schicke ihm welche zurück. Ich teile seine Erlebnisse, mit ihm erkunde ich den Mond, das zerstörte Raumschiff – in Echtzeit. Einfach mit meinem Smartphone.

Das ist das Spielprinzip von Lifeline, einem Echtzeit-Text-Adventure für Smartphone, Tablet und Appple Watch. Es kommt gänzlich ohne Grafik aus, sämtliche Bilder entstehen erst in meiner Phantasie durch die Beschreibungen, die Taylor mir als Textnachricht zusendet. Das Spiel findet also nahezu komplett im eigenen Kopf ab – die Wirkung ist enorm intensiv.

Denn das Spiel spielt man im Grunde immer. Mal meldet sich Taylor innerhalb weniger Minuten mehrfach und bittet mich um Entscheidungen, dann ist mehrere Stunden Ruhe – eben weil Taylor einen Weg zurücklegen muss, um dort hinzugelangen, was ich ihm womöglich zuvor selbst geraten habe, oder weil Taylor schläft, einen Felsen erklimmt oder oder einen Raum untersucht.
Dadurch wirkt das Spiel umso authentischer. Anders als in anderen Spielen ist man selbst zu Untätigkeit und Warten verdammt, ohne etwas dagegen unternehmen zu können, die Dinge brauchen eben ihre Zeit – was die Spannung nur steigert. Überspringen oder beschleunigen lassen sich die Wartezeiten übrigens nicht; das Warten und Bangen auf eine weitere Nachricht ist eine der grundlegenden Essenzen des Spiels.

Dass man recht schnell beginnt, auf sein Smartphone zu blicken um zu wissen, ob er in der Zwischenzeit schon geschrieben hat und auf Antwort von mir wartet – meine Antworten und Ratschläge an ihn sind spielrelevant – gehört ebenso dazu und erhöht die intensive Erfahrung nur noch.

Auch beginnt man recht schnell, sich für diese Person, deren Gesicht und Stimme man nicht kennt, verantwortlich zu fühlen – was, wenn ich einen falschen Tipp gebe? Meine Ratschläge entscheiden übrigens auch über Leben und Tod Taylors. Die Story bietet Verzweigungen, sodass die Konsequenzen einer Handlung nicht zwangsläufig sofort zum Tod führen, sondern Resultat einer ganzen Kette sind. Endet die Handlung durch Taylors Tod, muss man eben erneut ran.

Ich bin als Spieler allerdings gebunden an Antwortmöglichkeiten, die mir das Spiel einräumt. Ich kann keine eigenen Antworten verfassen, sondern muss mich bei jeder Frage entscheiden, welche der beiden vorgegebenen Antworten ich Taylor geben möchte. Dem Spielspaß tut das jedoch keinen Abbruch, da die Möglichkeiten logisch sind.

Die einzige Grafik, die das Spiel bietet, ist eine Art Chat-Fenster, in der die Textnachrichten zu lesen sind. Minimalismus pur. Auch, dass man als Spieler darauf angewiesen ist, zu warten, bis Taylor sich wieder meldet, ist so besonders wie spannend. Nicht die Überfrachtung, sondern die Vorenthaltung des Geschehens und die Unmöglichkeit, sich selbst einzubringen und die Story zu kontrollieren, machen Lifeline so unglaublich spannend. Das ist tolle Erzählung mit einfachsten Mitteln.

Das Spiel findet mehr im Kopf des Spielers statt als grafische Adventures. So einfach kann es sein, Spieler zu fesseln und ganz nebenbei ein Spiel-Genre zu festigen – für gerade einmal 3 Euro im Apple App Store und bei Lifeline bei Google Play.

Drohnenland von Tom Hillenbrand: Vom Lesen zur Sucht

Ja, es gibt einen wirklich guten Grund, Drohnenland von Tom Hillenbrand auf keinen Fall zu lesen: Man wird süchtig danach! Drohnenland ist einer dieser Romane, in denen man so versinkt, dass man die Welt um sich herum vergisst – weil man gar nicht anders kann.

Für eine derartig dreiste Lese-Nötigung muss Tom Hillenbrand eigentlich bestraft werden. Sein futuristischer Thriller, eine geniale Mischung aus Science Fiction und Kriminalroman, hat internationales Format und müsste sich – entsprechende internationale Auswertung in möglichst viele Sprachen vorausgesetzt – zu einem weltweiten Bestseller entwickeln. In den USA erklimmen solche Erzählungen nicht einfach nur die Bestesllerlisten, sondern werden auch entsprechend international erfolgreich ausgewertet und anschließend würdig verfilmt. Angemssen dramaturgisch aufgebaut und flott erzählt ist Drohnenland in jedem Fall.

Die zahllosen Einfälle im Roman sind durchaus interessant, der sog. „Mirrorspace“ ist gar großes Kino. Überhaupt Kino: Hillenbrand schafft es, eine Welt vor den Augen des Lesers ablaufen zu lassen wie in einem Kinofilm, und das trotz recht sparsamer Beschreibungen. Plastisch und klar konturiert, reißt der Plot den Leser in das Roman-Universum und lässt ihn nicht mehr los.

Die zukünftige Welt, die Hillenbrand in Drohnenland beschreibt, ist schlüssig und auf diese Weise in vielerlei Hinsicht erschreckend. Da ist natürlich die technologische Dimension der nahezu lückenlosen Totalüberwachung sowie die politischen, technischen und gesellschaftlichen Handlungen daraus.

Da sind aber auch die geschickt beiläufig in das Handlungsgerüst montierten Beschreibungen des Klimawandels und der politischen Verwicklungen (Solar-Kriege). Das ist geschickt gemacht und bietet die ganze Strecke hindurch immer wieder neue Einsichten in die beschriebene Welt, die der heutigen zwar um einige Jahrzehnte voraus ist, aber noch immer vorstellbar im Hier und Jetzt verankert ist – so strahlt Drohnenland eine Aktualität und Authentiziät aus, die man so nur selten findet.

Drohnenland publikumswirksam als „Kriminalroman“ zu verkaufen, ist zwar nicht falsch, aber drängt den Roman viel zu weit in eine Ecke, in die er nicht gehört. Er ist sowohl SF-Thriller als auch Tech-Thriller. Ihn von Verlagsseite so offensiv in die Krimiecke zu drängen, wird dem Stoff mit all seiner brisanten Tragweite und seinen überraschenden Einfällen bei Weitem nicht gerecht – zumal die deutsche Krimi-Szene weder internationales Format, noch internationale Klasse hat. So werden SF-Fans an dem Buch eher vorbeilaufen und sich der typische Krimi-Leser eher befremdet fühlen.

Perfekt geschrieben, ist Drohnenland ein Sog, der nicht mehr loslässt, dass man dem Roman wie dem Autor einen verdienen internationalen Bestseller wünscht.

Herr Hillenbrand, Sie haben mich mit Ihrem Roman gekidnappt.

Ich danke Ihnen dafür!

… und es werde Licht: Licht in Science-Fiction-Filmen

„Licht ins Dunkel bringen“ ist in der Science Fiction mehr als nur ein Sprichwort. Ein kurzer Abriss durch die Filmgeschichte zeigt durchaus, wie ernst es dem Genre mit dem Sprichwort ist.

Bereits der Mond als Himmelskörper faszinierte die Menschen. Hell am Nachthimmel sichtbar, stellte er viele vor Fragen, die zunächst gar nicht, und im Laufe der Jahrtausende nur mit hohem Aufwand beantwortet werden konnten.

„Das Licht“ am Himmel. Neben der Sonne und den Sternen eben auch das weiße Riesending am nächtlichen Firmament.

Die Mythologien der Frühgeschichte und Antike luden Sonne und Mond entsprechend auf. Dem Licht am Himmel musste Name, Sinn und Funktion in der Welt gegeben werden.

Im Laufe der Zeit wurde der Mond erklärbar, sprich: Deutbar.

Doch die Faszination am Licht als solches blieb bestehen, ebenso seine Aufladung mit Wissen, Weisheit, Überlegenheit. Kein Wunder: Licht in seiner ureigenen Form bringt tatsächlich Licht ins Dunkel: Wer Licht besitzt, verdrängt die Finsternis. Schon früh wurden Licht und Dunkelheit Synonym nicht nur für Weisheit und Unkenntnis, sondern auch für Gut und Böse. Wer „das Licht der Erkenntnis“ besitzt, ist Bezwinger des Bösen. Daraus resultierte eine dem Licht mythologisch immanente Deutung: Nur der Wissende gebietet über das Licht. Wer in den Anfängen der Menschheit über das Feuer gebot, war Magier, Zauberer, Gott – nicht umsonst schleuderten Götter Blitze, wurden Mond und Sonne als sichtbare, aber unerreichbare Fakten in der sichtbaren Welt zu göttlichen Wesen.

Doch speziell diese Deutung blieb nicht lange schlüssig, schließlich bemächtigt sich auch das Böse dem Licht, wie die Erfahrung lehrte. Licht als Wissen ist also nicht an die Trennung von Gut und Böse gekoppelt, da Gut und Böse gleichwohl über Wissen verfügen können. Nur die Intention der Anwendung ist eine andere: Wo das eine Licht für Weisheit steht, steht das andere für Macht und ihren Missbrauch.

Die Phantastik, die sich noch heute der archaischen Denkmuster bedient, da sie gesellschaftlicher Konsens sind, hatte schon früh die Dialektik dieses Themas erkannt und wurde somit „hellsichtig“. Licht blieb als Symbol für Erkenntnis und Wissen zwar bestehen – doch es differenzierte sich: Die Guten „hatten“ das Licht, sie „waren hell“, lebten im Hellen, lebten im Oben wie dem Olymp. Wer „im Hellen“ wohnt, ist nicht nur gut und wissend, sondern auch weise.

Die Bösen lebten im Unten, im Dunkeln. Sie besaßen die Helligkeit nicht von sich aus, sie mussten sie sich erarbeiten, sie mussten sie machen. Das Feuer machen, es erhalten. Ihr Licht ist nicht natürlich, ihre Erkenntnis und ihr Wissen ebensowenig. Deshalb ist der Missbrauch Teil dieses Lichts.

Der Science-Fiction-Film bediente sich schon früh dem Einsatz von Licht als Synonym für Wissen und Macht.

Mit der heranschreitenden Naturwissenschaft änderte sich der Einsatz von Licht, doch die damit verbundene Überlegenheit blieb. Licht wurde synonym mit Elektrizität, ein Symbol für Wissenschaft und Technik. Fortan wurde Licht in der Science Fiction das Mittel von Wissenschaftlern, die nicht selten verrückt und/oder böse waren.

Sie erschufen den berühmten Roboter in Fritz Langs Metropolis, der umgeben von Lichtkreisen zu leben begann. Überlegene Maschinen erzeugten auf Knopfdruck Schöpfung – ihre Bediener wurden Gott durch Technik. Gekennzeichnet von Licht, über das sie geboten.

Gar das archaische Bild der Gewalt über das Feuer blieb erhalten: Es flammte aus Raketentriebwerken, die Mensch, Maschine und Außerirdische mit großer Geschwindigkeit über große Distanzen brachten.

Unvergessen das Licht in Kampf der Welten von 1953: Laserstrahlen, sprich Licht, wurden von bösartigen Außerirdischen auf die Erde abgefeuert und richteten Zerstörungen gigantischen Ausmaßes an. Licht als Schöpfungs- wie auch Zerstörungsmetapher gesteuert von überlegenem Geist.

Das Innere von Raumschiffen wurde erst durch massiven Einsatz von Licht futuristisch: Je mehr blinkende Lichter auf einer Brücke oder in einem Labor zu sehen waren, umso mehr Komplexität und technologisches Know-how konnte vermutet werden. Für den Zuschauer waren diese Zeichen übrigens so verständlich, dass sie nicht erklärt werden mussten: Das Urbild des Lichts als Wissensträger war und ist noch immer aktiv. Wie wäre man in den 50ern enttäuscht vom iPod gewesen …

Licht repräsentierte maschinelle Funktion und damit technische Fertigkeiten der Anderen, die die unsrigen übersteigen. Sie sind machtvoller als wir – uns versetzt es entweder in das Hoffen, die Fremden sind uns wohlgesinnt und setzen ihre überlegene Technik höchstens für uns statt gegen uns ein – oder in Furcht vor ihrer Bösartigkeit.

Licht ist in beiden Fällen vorhanden. Das gleißende Licht der Raumschiffe in „Independance Day“ ist Inbegriff weltweiter Vernichtung. Die hellen Lichter in Unheimliche Begegnung der dritten Art ist Verheißung, Hoffnung, Freundlichkeit.

In Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum erlangt Bowman durch einen wüsten Ritt durch Licht Erkenntnis, in strahlendweißen Räumen Unsterblichkeit und Wiedergeburt.

Und doch war es erst Spielberg, der in seiner Unheimlichen Begegnung das Licht massiv als Symbol über einen ganzen Film hindurch einsetzte. Dabei ließ er zunächst eine mögliche Deutung ins Unangenehme durchaus zu. Wenn die Außerirdischen im Film der Mutter ihren kleinen Sohn entreißen, ohne sie mit einzubeziehen, ist dies durchaus ein zunächst gewalttätiger Akt, ganz gleich, welche Wendung der Film letztlich nehmen wird.

Aber Licht wird hier in seiner ureigenen Form gezeigt: Als Stellvertreter für eine Macht, die wenn nicht Angst, so doch Verblüffung, Befremden auslöst. Das, was im Licht ist, beherrscht das Licht und damit auch „höhere Mächte“, und seien sie auch nur rein technologisch. Das Licht im Film kündet von Überlegenheit – und nicht nur auf technischem Gebiet. Die Lichtinszenierung in diesem Film lässt Heiliges durchdringen, etwas zutiefst Mythologisches. Die Menschen werden im Film magisch vom Licht angezogen, vom Wissen, angefacht durch Neugier. Und richtig: Durch das Licht werden die Menschen „wissend“, sie wissen, wenn auch zunächst unbewusst, vom späteren Landeplatz der Außerirdischen. Dass dieser Ort ausgerechnet „Devil’s Tower“ heißt, lässt sich durchaus deuten: Die Außerirdischen erhellen mit ihrem Wissen und ihrer Weisheit die sprichwörtliche Dunkelheit der Menschen. Und deren Bösartigkeit, um sie zu vertreiben.

Spielberg ließ sich von den zahlreichen UFO-Sichtungen inspirieren, die fast alle in Dunkelheit stattfanden, in der Lichterscheinungen zu sehen waren: Mythologische Archetypen aus der Frühzeit der Menschen. Das Licht im Dunkel ist ihre Intelligenz in der Unterlegenheit der Menschheit, die noch viel zu lernen hat. Sonne, Mond und Sterne sind keine Götter mehr, auch der Olymp hat ausgedient. Die Götter kommen von den Sternen. Götter, auch wenn wir sie aufklärerisch „Wesen“ nennen, sind sie in gewisser Weise noch immer geblieben.

Das Licht repräsentiert sie. Spielberg war der erste, der sie entsprechend und bis heute stilbildend in Szene setzte. Das macht „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ zu einem Klassiker des modernen Films.

Wenn in Invasion vom Mars, gerade in der Neuverfilmung von 1986 die unheimlichen Lichtspiele zu sehen sind, ist dies nichts Anderes, nur unter anderen Vorzeichen.

Auch das „innere Licht“ oder „das innere Leuchten“ ist für beide Seiten besetzt worden: Wo das Herz von E.T. aus dem Inneren nach außen rot leuchtet und somit Verletzbarkeit zeigt, ist das rote Leuchten im Roboter Maximilian aus Das schwarze Loch zwar ebenso Zeichen von Intelligenz, jedoch bösartiger Natur.

In Filmen neueren Datums hat sich der Lichteinsatz verändert. So werden in Independance Day die Ausleuchtungen varriert: Das helle Licht der Zerstörung außen, die höhlenartige Düsternis des Bösen im Innern der Raumschiffe.

Heutzutage blinken keine Tausende bunte Lichter mehr – unsere Gegenwart hat dieses Zukunftsszenario längst getilgt. Stattdessen gibt es funktionale mehrfarbige Panels und Screens – oder schlicht strahlendweiße, nahezu sterile Orte. Heutzutage ist das vordergründige Fehlen von Technik Beweis für technische Überlegenheit.

Wie auch immer sich die Darstellung des Lichts in kommenden Filmen späterer Jahre auch verändern mag, so bleibt das Grundmuster ebenso gleich wie die intentionale Aufladung des Lichts. Licht als Zeichen ist uns in die Wiege gelegt, es ist Teil unserer Kultur. Ebenso die Hinwendung zum Göttlichen, in welchem Maßstab und welcher Ausprägung auch immer.

Denn auch wenn wir uns immer weiter entwickeln und eines Tages zu dem entwickeln könnten, was wir derzeit an gottgleichen Wesen in Filmen sehen, werden wir unseren kulturellen Anfängen auch weiterhin verbunden sein. Durch alle denkbaren Ausdrucksformen.

Dieser Artikel erschien im Magazin BWA 311 des Science-Fiction-Clubs Baden-Württemberg SFCBW.

Die 10 wichtigsten Bücher, Platz 10: „Accelerando“ von Charles Stross

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Top 10 Bücher Platz 10: AccelerandoScience Fiction ist ideales Terrain für Gedankenspiele, wohin sich die Menschheit entwickelt, und welche Folgen dies haben wird. Charles Stross geht in seinem Buch in diesem Punkt mächtig zur Sache und spinnt eine Welt, an deren Anfang wir tatsächlich stehen könnten. Stross ist ein Denker unter den SF-Autoren, mehr noch, ein Weiterdenker. Er ist in der Lage, Keep Reading