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MoreDas Sterben eines Unternehmens als Mitarbeiter zu erleben, ist eine Erfahrung, die man so schnell nicht vergisst. Im Sommer 2003 entließ die Firma, in der ich damals angestellt war, über mehrere Wochen mehr als die Hälfte der 170-köpfigen Belegschaft und ging kurz danach ganz unter.
Entlassene Mitarbeiter wurden freigestellt und hatte nach ihrer Kündigung lediglich eine Stunde, um ihren Schreibtisch zu räumen und das Gebäude zu verlassen.
In meiner sehr kommunikativen Funktion bekam ich hautnah mit, wie sich Büros leerten und ganze Räume plötzlich unbesetzt waren.
Mich und meine Kollegin traf es schließlich am Ende der zweiten Entlassungswelle. Es war abzusehen, schließlich hatten wir bereits nichts mehr zu tun und saßen unsere Arbeitszeit mit Warten ab.
Damals beschäftige mich das Ganze derart, dass ich mit „Die Ruhe vor dem Knall“ dieses Firmensterben in Worte fassen musste.
Ironischerweise schrieb ich gerade daran, als wir zum Vorgesetzten gerufen wurden, um unsere Kündigungen entgegenzunehmen.
Ich fuhr nach Hause, informierte die Familie und schrieb den begonnenen Text am selben Nachmittag zu Ende.
Seitdem habe ich den Text absichtlich nicht weiter bearbeitet – ich wollte ihm nicht seine Unmittelbarkeit nehmen, aus der er entstand.
Heute, 15 Jahre später und zumindest klimatisch mit einem ähnlich heißen Sommer konfrontiert, sind mir diese Tage und der besagte Tag noch immer äußerst präsent, wenn ich „Die Ruhe vor dem Knall“ lese. Sie ist noch immer meine persönliche Schau auf die Ereignisse, die ich hoffentlich weder so, noch in abgewandelter Form wieder erleben möchte.
Erzählung „Die Ruhe vor dem Knall“ für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Die Ruhe vor dem Knall – Erzählung von Oliver Koch
Erzählung „Die Ruhe vor dem Knall“ für Leser mit Kindle und anderen Geräten im MOBI-Format kostenlos downloaden:
Eine schöne Vorstellung: Mrs. Dalloway aus Virginia Woolfs gleichnamigem Roman kauft an einem Sommersamstag des Jahres 1925 ihre Blumen selbst. Es ist die Geschichte eines Weges durch London, friedvoll. Was wir als Leser nebenbei erfahren, ist ein Schlaglicht auf einen typischen Samstagmorgen in London der höheren Gesellschaft dieser Zeit.
Ein wenig kann es neidisch machen. Mrs. Dalloway geht einfach, kein Vergleich zu unseren heutigen Rasen, das häufig die Samstage so vieler Menschen bestimmt.
Eine Routine ist ein Halt im Treiben, eine Zäsur im Fremdbestimmten, die unser eigene Wille setzt. Zu Fuß losmarschieren, um Blumen zu kaufen: Das klingt nach wunderbaren Frieden, nach Schönheit und Ästhetik, nach Leben in vollen Zügen.
Überhaupt Blumen: Es sind ja nicht die wichtigen Besorgungen, die sich eher durch Freudloses Gemacht-werden-Müssen auszeichnen, sondern bewusste ohne Not, aus einer Laune und einem Hang zur Schönheit heraus. Beiwerke eines Lebens, das durch sie nicht bloß erledigt, sondern reicher wird.
Wie wäre es also mit solch einer Routine, die auf den ersten Blick nichts Wichtiges bedeutet, wohl aber das Leben erst zu dem lebenswerten Zustand macht, der genossen werden kann?
Eine Routine, so anders als das Abhaken auf einer Liste?
Der Zufall will es, dass es nicht weit von mir einen kleinen Blumenladen gibt, im besten Sinne. Nicht einer dieser Pflanzenschleudern, die massenweise Konfektionsware in Supermärkten verramscht, sondern einer jener schützenswerten Orte, in den es um Blumen geht und Blüten, deren Duft aus ihnen kommt statt von Chemikalien.
Statt eines Verkäufers steht dort eine Blumenhändlerin, abermals etwas Schützenswertes, an dem der Zahn der Zeit nagt wie an diesen Berufen und damit an den Zuständen, die sie entfachen.
Als Routine erst etabliert, erwartete mich künftig regelmäßig und gar notwendigerweise ein samstäglicher Abstecher in eine kleine, wundersame Welt, in der Funktion und Funktionieren Sendepause haben und die von jenen auch nie erklärt werden können.
Mrs. Dalloway mochte in ihrem Blumenkauf an einen Samstag ins London des Jahres 1925 keine Routine gemacht haben, aber das Inspirierende dieser Szene tauge als Inspiration und Vorschlag für das eigene Leben allemal.
Womit sogar ein Teil über Literatur gesagt wäre. Die Dinge legt, die lohnend sind, beachtet zu Werden.
Ich hatte einen besten Freund, als ich 12, 13 war. Er starb, als ich 13 war. Der Tod war damals als Konzept nicht möglich in meinem Leben, es hatte darin nichts zu suchen. Dadurch, dass es in mein Leben trat, belehrte es mich eines Besseren.
All das ist lang her. Zu vermitteln, dass der Tod von Martin damals mir heute noch nahe ginge, wäre nicht wahr.
Doch noch immer besitze ich Dinge, die mich an ihn erinnern. Damit meine ich nicht meine Geschichte, die ich damals in meinen Schock schrieb, die ich in der Klasse vorlas und die ich in meiner schönsten Schrift noch einmal für die Eltern abschrieb. Damals lernte ich, dass man derlei Texte Nachrufe nennt.
Es sind einige persönliche Dinge aus seinem Besitz.
Da ist sein Gürtel samt Schließe, die mir tatsächlich gut gefällt. So trug ich seinen Gürtel als meinen bis in meiner 40er hinein. Ich trüge ihn heute noch, würde er mir noch passen. Vielleicht wird es wieder so sein, wer weiß.
An der Türklinke meines Arbeitszimmers baumelt seit geraumer Zeit ein schmuckloser Beutel. Keep Reading
Kürzlich verlor ich einen Eindruck. Ein Bild. Etwas, das festzuhalten gut gewesen wäre. Doch es ist verloren.
Etwas aber blieb: Ein Text, der sich aufdrängte, der entstand und der nun steht. Das ist schon was.
Das Bild, der Eindruck, das, was ich verlor, mag nun verewigt sein, in Text geronnen. Doch ist all das nur angereichert, nicht die Quelle, nicht der Grund. So ist der Ursprung fort, vergangen. Schade – es wäre leicht gewesen, festzuhalten, was ich sah: Ein Spinnennetz, gehalten von zwei Zweigen. Ein ganzer Kosmos, dachte ich. Begrenzt, doch unendlich für Bewohner, die es nicht besser wissen. Ein All und Alles, das nur als solches spürt, der all den Wald darum nicht kennt – sind das nicht wir im Universum? Was kennen wir schon, was wissen wir nur über den Zustand von alldem, das sonst noch existiert? Eigentlich sind wir Idioten.
Wir wissen nichts, wir kennen nichts. Wir glauben bloß. Und danken höchstens, dass unser Wissen uns etwas lehrt.
Ein Foto hätte es geben. Quelle und Geschöpf beisammen. Doch das Spinnennetz fand ich nicht wieder.
Im Gewebe von Raum und Zeit
hat alles seinen Platz
Das Universum zeigt nur
was als Ausschnitt taugt
So hängen wir zwischen den Zweigen
die uns halten an dem Ort, der uns bestimmt ist
In einem Wald, den wir nicht kennen und nicht sehen
während wir zu ahnen glauben
die Zweige bald erspähn zu können
Um uns lebt und fliegt und brummt es
Und wenn die Zeit zu gehn anbricht
fallen wir herab wie Spinnennetze
Wenn der Herbst gekommen ist
Was war ich baff, als ich erfuhr, dass meine Science-Fiction-Erzählung Ans Tageslicht als Beste deutschsprachige SF-Erzählung des Jahres 2017 für den Kurd Laßwitz Preis nominiert wurde – und was fühlte ich mich geehrt! Es ist ja nicht so, dass mit die Auszeichnung unbekannt ist oder mir Kurd Laßwitz nichts sagt.
Erschienen ist die Geschichte im Anthologie-Band Meuterei auf Titan: 2016 Collection of Science Fiction Stories aus dem Verlag für Modernde Phantastik, in dem auch bereits die Vorjahres-Anthologie Im Licht von Orion: 2015 Collection of Science Fiction Stories mit meiner Story Fehler im System erschien.
Ans Tageslicht erzählt die Gescheite eines Mannes, der bei einem abendlichen Spaziergang ein Stück Plastik aushustet. Für ihn ist klar: Er ist ein künstlicher Mensch! Fortan sieht er überall Beweise für seine Künstlichkeit. Was, wenn er Teil einer weltumspannenden Verschwörung ist?
Gelesen habe ich sie bislang im Rahmen der Buch-Vorstellung bei der BuCon 2017, ihre Premiere feierte sie jedoch einige Jahre früher bei der 1. Karlsruher Lesenacht der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe.
Ob die Story letztlich gewinnt, kann ich nicht sagen – soviel aber sei bemerkt: Toll ist es auch so.
Da staunt die Hausgemeinschaft nicht schlecht, als ein unbekanntes Ding in ihren Garten einschlägt. Ratlos stehen die Nachbarn beisammen und versuchen zu klären, was da eigentlich vom Himmel gefallen ist. Ein Satellit? Ein Ufo? Oder etwas ganz anderes?
Einigkeit besteht darin, dass jedem die Worte fehlen, sodass „Ähem“ alles ist, was ihnen einfällt. Dich vielleicht gibt es da ja noch eine andere Lösung …
Der Name sagt es schon: „Das Ähm ins M’s Garten in der Nähe von Emsdetten“ geht als Ironie durch. Denn was passiert denn, wenn wir etwas sehen, das wir nicht fassen können? Reichen unsere Begriffe nicht aus, oder sind es unsere Denkmuster?
Während wir den Nachbarn beim Staunen und Wortfinden zusehen, können wir uns selbst dabei betrachten, wie wir wohl vorgehen würden.
Die Story ist wie immer kostenlos für die Formate epub sowie mobi, damit sowohl Leser eines Kindle, als auch anderer Reader auf ihre Kosten kommen können.
Viel Spaß beim Lesen.
Erzählung „Das Ähm in M’s Garten in der Nähe von Emsdetten“ für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Das Ähm in M’s Garten in der Nähe von Emsdetten von Oliver Koch im EPUB-Format
Erzählung „Das Ähm in M’s Garten in der Nähe von Emsdetten“ für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Das Ähm in Ms Garten in der Nähe von Emsdetten von Oliver Koch als eBook im MOBI-Format
Heute ließ ich eine Hummel frei. Sie muss die ganze Nacht und den ganzen Tag stumm in ihrem Gefängnis zugebracht haben, das mein Zimmer für sie gewesen sein muss.
Eine ganze Weile schon saß ich lesend in meinem Sessel, als sie zu summen begann. Offenbar hatte sie die Zeit über zwischen dem schmalen Fenster und dem kleinen Regal davor verharrt. Ihr Summen war nicht panisch wie das eines Insekts in Todesangst. Aber es war deutlich, dass etwas in ihr erwacht war, das sie zu, Handeln trieb.
Wohin diese Hummel auch hätte fliegen wollen, in meiner Wohnung gab es nichts für sie. Das wäre ihr Ende gewesen, früher oder später. Sie musste heraus, das war die Botschaft ihres Summens. Mein Zimmer hatte sie vom Weg abgebracht, wo auch immer er begonnen hatte und wo immer er auch auf natürliche Weise weitergehen musste.
Aufzustehen und die Balkontür zu öffnen war für mich natürlich leicht und ich hoffte, dass die Hummel es schnell in den Mai zurückschaffen würde, der draußen im Regen stand.
Es gelang ihr nach wenigen Sekunden. Ob es die Luft war, die durch das Fenster einströmte, oder ob es etwas war, das ich nicht bemerkte, weiß ich nicht.
Jedenfalls flog sie zielsicher in die Freiheit da draußen.
Als ich wieder saß, formte sich der Gedanke wie von selbst: Dass mein eigenes Zimmer, mein selbst erschaffener, umbauter Raum, den es nur für mich selbst gibt, eine Todefsalle hätte werden können. Dass von den vier Wänden, die ich so sehr schätze, Unfreiheit und Gefahr ausgehen konnten.
Wie sehr war ich, der nun im eigenen Sessel im eigenen Zimmer saß, womöglich selbst eine Hummel?
Künstlerroman? Die Geschichte einer Depression? Kapitalismus- und Kulturkritik?
Bereits seit dem Jahr 2000 existiert mein Roman Dickhäuter.
Damals schrieb ich Dickhäuter in einer schweren Phase innerhalb von nur einer Woche. Die Tage verliefen stets auf gleiche Weise: Aufstehen, frühstücken, ran an die Tastatur. So schrieb ich im Schnitt mehr als ein Kapitel pro Tag.
Um was geht es in Dickhäuter?
Der Roman handelt von Markus, dessen Bindung zum Leben sich mehr und mehr auflöst: Er versteht im wahrsten Sinne des Wortes die Welt nicht mehr, die nur noch aus Marketing-Parolen und Oberflächlichkeit zu bestehen scheint.
Trost und Ausdruck findet er lediglich in seiner Malerei, in der er auch der Instanz ein Gesicht gibt, die sein Leben beherrscht: Die „Schwarze Majestät“, mit der er seine verarbeitet.
Und obwohl er alles hat, hält ihn auch seine Liebe zu seinem Freund nicht vor seinem Fall, den er als Künstler zum Programm erklärt: Er wird zu einem Dickhäuter: Einem Menschen, der sich für das eigene Leben ein derart dickes Fell antrainieren musste, dass er nichts mehr spürt.
Vor diesem Hintergrund zieht er sein Programm bis zum bitteren Ende durch. Und findet damit zu Ausdruck, Erlösung und Bestimmung.
Der Künstler, das Leben und das Scheitern: Dickhäuter und die zerstörerische Macht des Kapitalismus
Mich hat an diesem Stoff das Scheitern interessiert: Scheitert er wirklich? Und wenn ja, als Mensch? Als Künstler? Oder scheitern er als Mensch, aber erlangt dadurch als Künstler ein einzigartiges Programm? Was heißt Scheitern überhaupt?
Dann ist da natürlich die massive Kritik an unserer Welt: Keep Reading
Ich gebe zu, „Inventar“, die einer meiner Lieblingsgeschichten ist, lästert ein wenig. Wer kennt sie nicht, diese Personen, von denen man das Gefühl hat, sie nähmen nicht am Leben teil? Vornehmlich begegnet man solchen Menschen in der Firma.
Deshalb ist auch „Inventar“ in einer nicht näher genannten Firma angesiedelt. Da sitzt Cordula, jahraus, jahrein, arbeitet vor sich hin, und stellt eines Tages fest, dass etwas mit ihrem Umfeld nicht mehr stimmt: Denn wo die Firma eigentlich auf einmal hin, in der sie die ganze Zeit zu sitzen glaubt?
Sie könnt es wissen, wenn sie von ihrem Umfeld einfach mehr Notiz genommen hätte.
Klar ist „Inventar“ eine Satire und deshalb auch auf skurille Komik angelegt. Andererseits sind mir in meinem Berufsleben durchaus Menschen begegnet, die in gewisser, abgeschwächter Weise, unserer Cordula nahe kommen.
Mir hat das Schreiben jedenfalls sehr viel Spaß gemacht, und ich hoffe, es macht auch Spaß, „Inventar“ zu lesen.
eBook „Inventar“ für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Inventar – Erzählung von Oliver Koch
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Inventar – Erzählung von Oliver Koch
Das tut mir aber leid/Wir entschuldigen uns/Kommt nicht wieder vor – Was aussieht wie ein sich verbreitender Hang zur Höflichkeit und Demut ist vielmehr Indikator für die Unsitte, sich zunächst zu viel erlaubt zu haben. Die Entschuldigung für Vergehen ist dabei kein Zeichen von Demut, sondern eine Reaktion auf den öffentlichen Druck, den man sich durch diese Geste offensiv zu nehmen versucht. Ein Ziehen aus einer Affäre, bei der man erwischt worden ist.
Das entwertet den wahren Wert einer Entschuldigung und damit eine sittliche Veranlagung, die selbstverständlich sein sollte. Auf den Stand eines bloßen Tricks degradiert, vergeht niciht nur das Tugendhafte in dem Akt der Entschuldigung, sondern auch das in dem sittlichen Verhalten, sich gar nicht erst entschuldigen zu müssen.
Das Fehlen von Scham und Unrechtsbewusstsein ist überall zu verorten und wird gerade öffentlich zur Normalität: In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Wer immer im Fernsehen rumpöbelt, entzieht sich schon dadurch meist der Verpflichtung zur Reue, weil zahlreiche Gleichgesinnte gern mit Begriffen wie „Spaßbremsen“ am Werk sind. Reue und Benehmen als Indikator von Langeweile.
Verantwortliche von Krisen machen weiter, als wäre nichts gewesen und suchen sich entweder neue, ähnlich gelagerte Wirkungsfelder, oder können einfach ihren Job fortführen.
Politiker lassen sich zunächst bitten und schließlich in die Ecke drängen, bevor sie Anstand walten lassen – nachdem sie durch ihr reuwürdiges Verhalten bereits allen Anstand haben vermissen lassen.
Unternehmen geben zu, Daten nicht zu löschen oder ungefragt zu sammeln und zu verwerten – kommt es heraus, entschuldigen sie sich und geloben Besserung.
Entschuldigungen also als Beweis von Sitte und Anstand?
Eher eine Notlösung inzwischen, die marktschreierisch dazu dienen soll, durch sie öffentlich Werbung für sich zu machen.
Ein Armutszeugnis dem, der so handelt.
Eine Blamage für den, der ihnen glaubt.
Eine Warnung an alle.
Dieser Text erschien bereits in meinem Blog www.gedankenzirkus.de im Jahr 2012.
Mit „Schiffe, die sich nähern“ kommt nun eine meiner Science-Fiction-Storys als eBook. In Zukunft kommen noch andere SF-Erzählungen dazu. Worum es geht?
Auf eines Insel lebt der Rest der Menschheit nach einer Alien-Invasion. Hochgerüstet wird man jeden Übernahmeversuch abwehren. Wir begleiten den Soldaten Kent, der am Strand Wache hält, und das Mädchen Kelly, das im Keller kauert – denn es gibt Alarm: Schiffe mit Flüchtlingen nähern sich der Insel. Getrieben von Angst und Misstrauen gegen die Fremden stellt sich die Frage: Soll man die Schiffe anlegen lassen oder zerstören?
„Schiffe, die sich nähern“ hat einige Jahre auf dem Buckel, sie ist mindestens 15 Jahre alt. Ich weiß es nicht mehr. Ich ordne sie um 2004, 2205 ein. Auch kann ich nicht mehr sagen, was mich auf den Gedanken zur Geschichte brachte. In jedem Fall fand ich es reizvoll, eine Geschichte aus mehreren Perspektiven zu schreiben, um Sorgen, Ängste und Zweifel besser darstellen zu können. Denn natürlich geht es hier um Misstrauen, das existienziell geworden ist einer Welt, die von Zerstörung und Vernichtung geprägt ist.
Auch mag ich den Action-Charataker der Story und die Dialogteile.
Gesprochen wird in meinen Geschichten ja eher weniger, vieles läuft im Innern der Köpfe ab – in „Schiffe, die sich nähern“ ist das anders. Hier blickt man ins Ungewisse und sprich darüber. Das bringt ein Tempo in die Geschichte, das ich sonst weniger verwende. Auch die Dialoge beschleunigen die Geschichte sehr. Üblicherweise lasse ich viel Dialog eher in Satiren zu. „Schiffe, die sich nähern“ ist keine, sondern mehr oder weniger klassische Science-Fiction.
Zur Sicience-Fiction habe ich seit jeher eine enge Verbundenheit, die ersten meiner Geschichten und auch meine ersten Romane, die aus gutem Grund unveröffentlicht sind, waren Science Fiction. Ich liebe dieses Genre. Da ist es schon erstaunlich, dass ich in vielen Jahren so wenig Science Fiction schrieb. Aber das hat seine Gründe. Aber dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Vorerst sage ich nur:
Viel Spaß beim Lesen:
eBook für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Schiffe, die sich nahern: SF-Erzählung von Oliver Koch
ebook für Leser mit Kindle und anderen Geräten im MOBI-Format kostenlos downloaden:
Schiffe die sich nahern: SF-Erzählung von Oliver Koch
Ganz sicher hätte unser Protagonist von „Nach Irgendwo“ nicht damit gerechnet, dass ihm so etwas passieren würde; denn eigentlich hat er nur früher Feierabend und sich früher als sonst auf den Heimweg gemacht. Klar, der Popel in seiner Nase stört ihn, und man weiß ja, wie sehr man gerade dann beobachtet wird, wenn man es nicht ahnt. Aber was soll man machen, wenn man an der Haltestelle steht und auf seine Bahn wartet?
Man fügt sich in sein Schicksal.
„Nach Nirgendwo“ habe ich als mysteriöse Geschichte gleich auf dem Cover gekennzeichnet. Ein klein wenig möchte ich ja, dass der Leser, wenn er sich schon keine Vorstellung von dem machen kann, was passiert, zumindest ahnt, was da in etwa auf ihn zukommt.
Die Geschichte fiel mir ein, als ich – tja, was wohl? – an einer Haltestelle stand und auf meine Bahn wartete. Es war im übrigen die Haltestelle Ettlingen-Stadt, und so mag man das Bild mitnehmen, wenn man die Geschichte liest. Gebunden an den Ort ist sie allerdings nicht.
Und mir fiel sofort der erste Satz ein, mit der „Nach Nirgendwo“ beginnt: „Er widerstand zu popeln.“ Das ist so ein Satz, von dem ich nicht mehr loskam. So kam es, dass ich die Geschichte im Kopf hatte, während ich irgendwann im Sommer 2012 heim fuhr und sie dann schrieb, kaum dass ich zuhause war. Da ich Geschichten meist nie am Stück herunter schreibe, nehme ich rückblickend an, dass ich auch hier einige Tage bzw. Abende am Werk war.
So übergebe ich jetzt direkt an die Geschichte selbst und das mysteriöse Ereignis, das sie beschreibt.
Viel Spaß beim Lesen!
eBook für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Nach Nirgendwo. Erzählung von Oliver Koch
ebook für Leser mit Kindle und anderen Geräten im MOBI-Format kostenlos downloaden:
Nach Nirgendwo: Erzählung von Oliver Koch
Wo sie herrscht, duldet sie keine anderen Götter neben sich. Die Langweile ist ein gefräßiges Monster. Und sie hat einen schlechten Ruf. Dabei trägt sie ihn oft zu Unrecht. Langweile, das ist die Abwesenheit von allem: Aktivität, Vorankommen, Fortschritt. Da mäandert auch nichts. Ihr zu entkommen, ist ein Lebensprinzip geworden, ein Lustprinzip mehr oder weniger. Langeweile zu haben ist so verpönt, weil sie uns in einer ständig aktiven Gesellschaft Nichtstun und Stillstand verordnet. Weil während ihres Regiments nichts stattfindet, fühlt man sich ihr schnell ausgeliefert. Zeit wird verschwendet – übrigens sehen das auch die Faulen so. Denn auch wenn sie so faul sind, dass sie überhaupt nichts tun wollen, so empfinden auch sie Lust dabei, ihre Zeit faul zu genießen.
Langeweile regiert diesen Genuss.
Smartphones sind die ultimativen Langeweile-Verhinderer.
Soll das gut sein?
Immerhin ist Langweile auch so etwas wie ein verordneter Sekundenschlaf. Oder ein Nickerchen. In dieser Inaktivität betritt man immerhin einen Raum, in dem man sich einfach treiben lasen kann, nichts tun muss, nichts leisten muss. Auch wenn das zunächst als Horror empfunden werden kann, sind es gerade diese Pausen, die uns dazu bringen, gedanklich auch mal Luft zu holen. Wenn der Geist atmen will, dann braucht er Schlaf, Entspannung oder Langweile. Denn Aktivität oder einfache Zerstreuung bringen uns im Grunde auch nicht weiter.
Langweile, das ist dieser Zustand, den wir fürchten, weil wir über uns selbst sagen, nichts mit uns anfangen zu können. Ein Vakuum ist das, in das wir stürzen, und wir haben keine Möglichkeit, das Vakuum zu verlassen. Es ist an uns, zu warten, bis der Zustand von allein oder von außen vorübergeht – ein Gefühl des Ausgeliefertseins, in dem wir nicht Herr über uns selbst sind.
In Zeiten allgegenwärtiger Kontrolle über unsere Welt und Umwelt und der Vermessung unserer Aktivitäten ist nichts schlimmer, als warten zu müssen, bis etwas einfach vorübergeht. Eine Zumutung ist das, und wenn wir ehrlich sind, auch ein wenig wie eine Frechheit, die das Leben sich mit uns erlaubt, uns einfach zum Nichtstun zu verdammen.
Was jedoch ist gegen Langweile einzuwenden? Als naturgegebenes Regulativ unserer Sinne und Gedanken, die sich setzen, legen, neu sortieren können?
Zugegeben, als Dauerzustand ist sie grässlich, zumal sie dann in der Tat zu einem Kerker wird, in den man uns gesperrt hat.
Der Trick mag einfach sein, der Langweile anders zu begegnen: Sie als Chance zu sehen, als Geschenk. Als Auszeit, die uns hilft, die Dinge und uns selbst einfach sein zu lassen, wie sie sind.
Ich jedenfalls mag sie durchaus inzwischen von Zeit zu Zeit.
Eine Geschichte, ein Fitnessstudio, eine Kamera: Mehr brauchte es nicht für meine Videolesung, in der ich meine groteske Erzählung „Bekenntnisse eines Diätwilligen“ las – im laufenden Betrieb meines Fitnessstudios.
Und um was geht es in „Bekenntnisse eines Diätwilligen“?
Die überdrehte Groteske nimmt den Abnehmwahn auf die Schippe. Das allerdings drastisch: Unsere Hauptfigur beginnt nach diversen Diäten zunächst damit, mit hemmungslosem Sex abzunehmen, bevor ihm eine weitere, weit effektivere Idee kommt. Und die macht ihn zum mehrfachen Mörder – aber was tut man nicht alles für eine gute Figur …
Wie es dazu kam? Für die Literaturtage hatte ich die Idee einer Lesereihe namens „Literaturort“: Hier sollten Autorinnen und Autoren mit Kameras bewaffnet an Orte gehen, die nichts mit Literatur zu tun haben, und mit ihrer Lesung diese Orte „mit Literatur aufladen“ und sie damit zu Literaturorten zu machen.
Mein Gedanke dahinter war, dass Literatur nicht nur überall stattfindet, sondern auch entsteht, als Teil und auch als Resultat des Alltags.
Die Lesereihe fand dann in einer öffentlichen Lesung im KOHI Kulturraum in der Karlsruher Südstadt ihren Abschluss.
„Bekenntnisse eines Diätwilligen“ entstand als eines der Videos, mit denen ich „in Vorleistung“ ging.
Viel Spaß wünsche ich.
Worum geht es in meiner Erzählung „Spanplatte weiß“, die hier als eBook kostenlos heruntergeladen werden kann?
Auch wenn die Bar „Olymp“ heißt, so zeigt sie auf dem Gang zur Toilette ihr wahres Gesicht. Das ist nicht das einzig Seltsame, das die Hauptperson in „Spanplatte weiß“ erleben wird. Denn erstens kommt alles anders, und zweitens, als man denkt. So kann er nicht ahnen, was sich gleich hinter der Spanplatte weiß abspielen wird, und was dann über ihn hereinbricht.
„Spanplatte weiß“ aus dem Jahr 2015 erzählt nicht nur eine kuriose Begebenheit, sie hat auch eine kursiose Entstehungsgeschichte hinter sich: Zuerst war sie nämlich als Horrorstory geplant, die mit der Vorstellungskraft der Hauptperson und des Lesers gespielt hätte und die äußerst blutig geworden wäre.
Doch es kam alles anders.
Auf halber Strecke gefiel mir der Gedanke einfach nicht mehr, und so entstand etwas komplett Neues, mit dem ich so auch nicht gerechnet hätte.
Im Rahmen der Lesereihe „bento.dühne“ las ich „Spanplatte weiß“ denn auch in einer ersten Form, die sich zu der nun als eBook vorliegenden nur leicht unterschied.
Ich sage einfach mal: Viel Spaß beim Lesen.
eBook für Leser mit tolino, Kobo im EPUB-Format kostenlos downloaden:
Spanplatte Weiß – Oliver Koch
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Spanplatte Weiß – Oliver Koch
Ich werde nun damit beginnen, auf meinem Blog nach und nach Erzählungen von mir kostenlos als eBook zu veröffentlichen. Jedes steht für den Einsatz von eReadern in den Formaten .MOBI, EPUB sowie AZW3, damit sie auf allen gängigen Readern wie Kindle, tolino und anderen lesbar sind.
Auch die Cover stammen von mir. Ich habe mich für einen durchgehenden Stil entschieden, damit meine Bücher auch erkennbar sind. Außerdem möchte ich möglichst viel selbst über das eBook bestimmen. Die Cover sind mir daher eine Herzensagenelgenheit, die mir großen Spaß macht.
Wer mag, kann sich die Dateien einfach herunterladen und lesen, ich freue mich über Leser und auch über Meinungen und Diskussionen. Gerne über Kommentare, oder auch per E-Mail. Und wer mich kennt und mich trifft, kann es mir auch persönlich mitteilen, was er findet.
Ab morgen kommt die erste Erzählung online: Es wird die schräge Geschichte „Spanplatte weiß“ sein. Ab dann soll einmal pro Woche zum Wochenende eine neue Erzählung erscheinen.
Viel Spaß beim Lesen!
Gleich nebenan ist sie: Die bessere Welt.
In der Milch und Honig fließen, in der alles besser ist, in der das glückliche Leben auf uns wartet – Physiker halten Paralleldimensionen für möglich, auch wenn hier der wissenschaftliche Beweis fehlt. Wenn er denn je kommt. Oder sich das Ganze nur als Hirngespinst herausstellt.
Paralleldimensionen, unendliche von ihnen heißt: Unsere Realität immer leicht abgewandelt. Man könnte hineintreten und auswählen, welche einem lieber ist. Eine Realität, in der es 9/11 nicht gab und damit den darauf eingeschlagenen Lauf der Weltgeschichte nicht. Eine Realität, in der wir einen beruflichen Weg nicht verlassen, sondern weiterverfolgt haben. Eine Realität, in der ein Mensch, den wir liebten, noch lebt. Eine, in der wir den Lottogewinn von etlichen Millionen doch abgestaubt haben. Eine, in der wir Mut hatten, Dinge zu tun und Schritte zu gehen, die wir in unserer Welt zu feige sind, anzugehen.
Das klingt zunächst verlockend.
Wenn da die Gier nicht wäre.
Denn glauben wir allen Ernstes, wir werden in der Parallelwelt glücklicher? Sicher, die Euphorie nach dem erfolgten Übertritt wäre immens! Geschafft, erreicht, gesiegt! Doch da sind ja die vielen kleinen Nadelstiche, die diese Realitäten für uns nach wie vor bereithalten. Schließlich wäre nicht automatisch alles korrigiert, was uns stören könnte. Und so begänne die Mäkelei dennoch, wenn nicht gar das pure Unglück. Plötzlich oder im Lauf der Zeit stellen wir fest, dass das Bett, in das wir gestiegen sind, voller Flöhe ist oder der Wunschpartner schnarcht, furzt, uns betrügt, ein Tyrann wird oder Invalide, der Job, wegen dem wir den Übertritt getan haben, endet durch eine Firmenpleite oder wir werden ausgeraubt oder das Haus brennt nieder und dann stehen wir da und rufen den Bauchladen herbei, der uns bitte die möglichen Alternativwelten reichen möge, auf dass wir erneut auswählen könnten.
Sorry, die Realität war nix, ein Fehler, kann ich die umtauschen? Habe ich nicht ein Recht auf Umtausch? Und überhaupt, was ist mit Kulanz? Das ist doch kein Service!
Gleich nebenan ist sie: Die bessere Welt.
Denken wir.
Und ja, der Gedanke an die zumindest hypothetisch möglichen Parallelwelten, -dimensionen oder -realitäten (welcher Begriff zu einem besser passt, möge jeder selbst entscheiden), ist verlockend. Ein Lügner, wer ein Inbetrachtziehen nicht wenigstens einmal in Betracht zieht.
Nur um dann herauszufinden:
Gleich nebenan, da ist sie: Eine Welt wie jede andere. Und irgendwie auch wie unsere jetzige. Andere Dinge sind anders, besser möglicherweise auch, nur der Rest der ist ja auch noch da. Wir werden schon Wege finden, unzufrieden zu sein.
Irgendwas ist schließlich immer.
Ich hatte einen Traum. Er war nicht schön. Ich verlor darin das Augenlicht, ich sah mich selbst mit geschlossenen Augen, dabei sind blinde Augen geöffnet. Ich sah nichts, orientierte mich nicht. Meine Hände waren nach vorn ausgestreckt. Wie ein Zombie tastete ich mich vor, langsam, unsicher, allem beraubt. Es war so grässlich, als sei mein Leben mit dem Ende des Augenlichts zu Ende. Oder, wieder bildhaft, als erlösche mein Leben mit dem Erlöschen des Augenlichts.
Wie ist das ohne Augenlicht? Die Welt, sie ist noch da, in all ihren Formen und Farben, aber sie verbirgt sich hinter Blindheit. Und man selbst? Alles vorbei? Ich schreckte auf. Panisch atmete ich in die Nacht hinein, in die Dunkelheit und war froh, mein Augenlicht zu haben. Es dauerte, bis ich mich wieder fing. Ich schaltete das Licht ein, blickte mich um – und war mir meiner gewiss. Als sei ich es nicht, sobald ich nichts mehr sehen könnte.
Bücher lesen? Vorbei. Filme sehen? Vorbei. Schreiben? Erledigt. Blind zu sein: Das ist ein Abschneiden von Orientierung. Dabei ist das gar nicht wahr. Wer nie sah, wird womöglich nichts vermissen.
Doch wie ist es, etwas zu verlieren? Das Augenlicht – ein schönes Wort, so wahr vor allem: Es wirft Licht in die Augen, es bringt Licht der Erkenntnis, Kenntnis der Orte, der Umgebung, der Menschen.
Aber ja, das Licht lügt ja auch. Wir sehen nichts in Infrarot, dabei ist es um uns herum. Was Insekten sehen, ist nicht weniger wahrhaftig und Teil der Welt als das, was wir mit unseren Augen sehen. Wer richtig sieht und wer nichts von beiden, ist nicht ermittelbar. Beide sehen die Welt, wie sie ist, wenn auch nur einen Ausschnitt. Was also ohne Augenlicht und ohne der Illusion der alleinigen Erkenntnis und Kenntnis? Verzweifelt wär ich. Stolperfallen, auch wenn Serien und Filme von blinden Superhelden sagen, dass man Augenlicht nicht braucht.
Blind. Als ich sehend in der Nacht um mich blickte, blieb mir fast das Herz stehen vor Schreck. Ich will nicht blind sein. Ich kann mir nicht vorstellen, mich umzugewöhnen. Der Verlust wäre so stark, dass ich ihm hinterher weinen, ja schreien würde. Seht, was ich verloren habe! Würde ich mich daran gewöhnen? Wie könnte und würde ich schreiben? Wäre es so schnell und einfach wie jetzt?
Eines wäre es jedenfalls nicht mehr: So beiläufig wie jetzt. So zwischendurch. Es wäre ein Akt der Erkenntnis, der Kenntnis, durch die größere Mühe hellsichtiger in Form und Art und Inhalt.
So sähe ich die Welt. In gewisser Hinsicht auch wieder besser als zuvor.
Blind sein heißt also alles und nichts.
In Not und höchstem Übel kommt die Frage plötzlich: Wer bin ich? Was bin ich? Wenn die Frage kommt, weiß ich, dass ich vom Weg abgekommen bin. Dann wacht man auf und fragt sich, wie es nur geschehen konnte, dieses Abkommen vom Weg.
Als sei erst das Abkommen und Verlieren der Akt der Erkenntnis seiner selbst und seiner Wünsche. Und man fragt sich, ob man in letzter Zeit außer Besinnung und Kontrolle war und dann, wie und warum das hat geschehen können.
Immerhin: Kommt die Frage nach dem, wer und was man sei, ist damit ein Aufwachen verbunden, ein Erkennen eines Fehlers.
Zugegeben, das macht keinen Spaß. Plötzlich im Morast zu stehen und in schmatzendem Schlamm nach Hilfe zu rufen, die ohnehin nicht kommt. Die Anstrengung, wieder zurück zum Weg zu kommen, ist eigene Aufgabe.
Es klingt schlecht, und in gewisser Hinsicht ist es das auch, aber hey, sehen wir es so: Solange die Frage und mit ihr das Erwachen kommt, erscheint der Weg auch wieder.
Heutzutage würde man das vielleicht lebenslanges Lernen nennen. Und dazu Kanäle basteln oder sie verfolgen, in denen es Tipps und Tools hagelt, damit umzugehen. Orientierungspunkte, Eckpfeiler, Meilensteine – Milestones nennt man das heute. Listen, die man macht und abarbeitet, weil das Entlanghangeln an Geländern welcher Art auch immer vor Sturz und Absturz bewahrt und beim Weg zurück zum Weg unterstützt.
Es ist gut, diese Stützen zu haben.
Doch letztlich ist es die Frage „Wer bin ich?“, die uns umtreibt und beschäftigt und damit letztlich alles bei uns selbst ablädt. Wo sonst sollte es auch hingehören, die Auseinandersetzung mit sich selbst, ohne auf Fremdbestimmung hereinzufallen?
Wer bin ich: Das bringt Ideen und Vorstellungen in den Geist zurück. Wer dabei stehen bleibt, träumt. Wer nun aber handelt, kommt weiter. Handeln kann übrigens auch aktives Unterlassen oder Loslassen heißen – soweit zu dem, was Tat und Aktion bedeuten.
Wer bin ich: Das beantworte ich am besten selbst. Und gehe von hier aus auch weiter. Aus eigener Kraft. Und in gewisser Weise auch allein. Somit ist der Weg zurück zum Weg der Weg zu einem selbst, zu diesem untrennbaren Kern. Und hier lauern Überraschungen. Kompromisse und Flausen, die man sich als alleingültige Wahrheit und Möglichkeit des eigenen Lebens antrainiert hat, nur um dann festzustellen, dass man geirrt hart.
Aber so ist das mit Kompromissen, die man immer machen muss und machen sollte. Alles andere wäre rücksichtslos, und von den Ichlingen, die alles für sich verlangen und nichts erkennen wollen außer ihrer eigenen Großartigkeit, von diesen Typen haben wir genug.
Gehört eben auch etwas Charakter und Kenntnis dazu, zu unterscheiden zwischen Charakter und Einbildung.
Das öffnet den Kompromissen ihr Schlachtfeld. Sie treiben in Abhängigkeit, Illusion, in Routinen und Abläufe, heutzutage gern als „Workflow“ geschönt, einer dieser englischen Begriffe, die deshalb so glatt durchgehen, weil sie keinen Trigger im Kopf setzen, weil sie nichts auslösen.
Die neoliberale Welt braucht diese englischen Begriffe. Worte ohne Klang, ohne Bedeutung und ohne Wert – sind sie in der Welt, kann man sie füllen und damit kontrollieren. Damit macht man uns zu Zombies. Wie praktisch, weil wir es nicht merken. Immerhin ist dies der Lauf der Welt und der Dinge, oder?
Aber dann stehen wir irgendwann plötzlich doch da und fragen uns auf einmal: Wer bin ich? Und können, obwohl es so negativ klingt, doch froh darüber sein. Dass wir es gemerkt haben. Und aufgewacht sind.
Fragen wir uns also ruhig: Wer bin ich?