Der erste meiner Hallo I Briefe, meinem Schriftwechsel mit einer fiktiven Person. Über den Schriftwechsel habe ich hier geschrieben, wo ich auch diesen hier zu lesenden Brief im handschriftlichen Original einmal abgebildet habe. Hier nun der erste Brief an I:
Hallo I,
dies ist der erste Brief, den ich dir schreibe. Es ist ungewohnt, mit Füller auf Papier zu schreibe, wie ich die letzten Jahres das Schreiben auf Tastaturen gewöhnt bin. Das geht schneller. Aber das auch das Problem: Es versaut dir deine Handschrift. Und es versaut die die Geduld. Die Geduld, die man zwangsläufig beim Schreiben von Hand haben muss, weil es quälend langsam voran geht.
Schon nach diesen ersten Zeilen tun mir die Finger weh vom Füller und Papier bietet Wiederstand gegen meine schnellen Gedanken. Das aber bring auch Reflexion in die ganze Sache. Und darum geht es hier. Dieses ganze Rumgeposte auf Twitter, Facebook und die Mailerei – wobei Mails auch nur etwas für die geschäftliche Ebene sind – geht manchmal viel zu schnell. Und ich will eigentlich nicht, dass meine Finger und Impulse meine Texte bestimmen. Ober mein Denken. Inzwischen ist ja beides deckungsgleich geworden – gruselig, oder? Ich nenne dich I., weil diese Initiale für „Ideal“ steht. Ein Ideal ist sächlich, und das ist gut so! Ich will mich nicht festlegen, ob ich all dies hier und das, was möglicherweise folgen man, an einen Mann oder eine Frau schreibe. Weil es auch vollkommen nebensächlich ist. Ein Ideal ist in diesem Sinne natürlich zuerst einmal jemand, der zuhört – oder eben liest, jemand, an den ich mich wende. Da du nicht zurückschreiben oder mir sonst auch niemals antworten kannst, da es dich in Wirklichkeit gar nicht gibt, darf man nun meinetwegen gern als psychologische Macke werten: Der Koch braucht einen, der nicht hinterfragt, der nicht bewertet, der schlicht gesagt einfach keine Widerworte gibt. Ergo: Der Koch ist ein selbstverliebter Egomane, der sich Freundschaften erfinden muss, die nicht die Stimme gegen ihn richten. Nur darum geht es hier nicht. In der Art, wie ich dir schreibe, beeinflusst es mich, und damit du mich. Da ich dir auf die Weise schreibe, höre ich mir selbst ganz anders zu, soll heißen: Ich höre mich selbst reden. Da oszilliert eine Instanz, und genau die bist du. Schon wieder „i“ – nicht das Ideal, sondern die Instanz. Die Stimme, die klingt, die man fühlt, während man sich selbst reden hört. Die Instanz, die wertet, während man spricht, und deren Gesichtszüge man kennt, auch wenn man sie nicht sieht, Wertungen, die man ahnt.
Auf diese Weise spricht der andere – der bist du – sehr wohl zu mir, als diese Instanz eben. Deshalb bist du – wieder das Ideal – der zu mir spricht, nein, DAS zu mir spricht. Und ich will dir zuhören, will wissen, was du mir zu sagen hast. Eine ideale Kombination das alles, du als Instanz und ich. Mal sehen, durch welche Instanzen wir gemeinsam gehen werden. Alsdann, seien wir gespannt,Dein O